Berlin-Spandau: Zu Besuch im Fort Hahneberg
Wer vom Havelland über die B5 nach Berlin hineinfährt, kommt direkt am rechts gelegenen Fort Hahneberg vorbei. Im Vorbeifahren sieht man oft die Schafe auf den Hängen weiden und sucht in den Höhen kurz nach einem Fort, das sich aber nicht zu erkennen gibt. Schon ist man wieder an dieser geschichtsträchtigen Stelle vorbeigefahren.
Dabei lohnt es sich, einmal innezuhalten. Die Arbeits- und Schutzgemeinschaft Fort Hahneberg e.V. (www.forthahneberg.de) veranstaltet noch bis Ende Oktober Führungen – immer sonnabends, am Sonntag und an Feiertagen um 14 und um 16 Uhr.
Das Fort Hahneberg wurde zwischen 1882 und 1888 vom Deutschen Reich als detachiertes (vorgelagertes) Fort errichtet, um die Festung Spandau zu ergänzen. Spandau war damals eine der größten Rüstungsstätten in Europa. Und in der Zitadelle war außerdem haufenweise Gold eingelagert. Das machte Spandau zu einem strategischen Angriffsziel in einem möglichen Krieg. Bei dem man damals vor allem die Franzosen als möglichen Gegner sah.
Sascha Kürten: „Um den Rüstungsstandort Spandau gegen eine Artillerie mit Reichweiten von bis zu zehn Kilometern zu schützen, plante man die Verteidigung weiter nach außen zu verlegen. Bereits an anderen Orten war man dazu übergegangen, Festungsstädte mit einem Gürtel aus zehn bis zwölf Forts zu umgeben, die idealerweise fünf bis sechs Kilometer von der Stadtgrenze entfernt waren. Sie sollten mit der in ihnen aufgestellten Artillerie den Angreifer auf Abstand halten.“
Tarnung war damals alles. Das Fort Hahneberg ist förmlich in den Hahneberg eingegraben und von einem kleinen Wald umgeben. Für den anrückenden Feind wäre es unsichtbar gewesen.
Das Problem damals: Kaum war das Fort Hahneberg fertiggestellt, war es aus militärischer Sicht bereits wieder veraltet. Neue Waffen wie die Haubitze ließen ein Steilfeuer aus weiterer Entfernung zu. Neue Sprengstoffe, präzisere Schüsse und die Erfindung des Zeitzünders machten andere Abwehrstrategien sinnvoller. Etwa – lieber die Landesgrenzen besser zu schützen als die einzelnen Städte.
So war das Fort Hahneberg nie in Kriegshandlungen involviert. Nach dem Bau waren aber immerhin ca. 500 Soldaten in der Kaserne stationiert, 1935 zu Wehrmachtszeiten waren es etwa 200. Die immensen Schäden, die heute im Fort Hahneberg sichtbar sind, rühren aus den Jahren 1948 bis 51 her, als man das Fort regelrecht als Steinbruch missbrauchte, um Spandau nach dem Krieg wieder aufzubauen. Die rechte Seite der Kaserne hat man sogar mit 50 Kilo Sprengstoff gesprengt, um schneller an die Steine zu gelangen.
Nach 51 lag Fort Hahneberg übrigens im russischen Sektor – genau im Niemandsland zwischen Ost und West. In der DDR-Zeit waren deswegen nur vereinzelte Grenzsoldaten zu Gast im Fort. Sie haben sich hier namentlich in den roten Backsteinen am Eingang des Forts verewigt.
In diesen langen Jahren ohne menschliche Nutzung hat sich die Natur das Fort zurückerobert. Heute findet man eine immense Anzahl an seltenen Tieren und Pflanzen auf dem Areal. Allein das große Vorkommen an zahlreichen Fledermausarten, die in der Festung Unterschlupf finden, macht das Fort interessant für Biologen und Forscher. So ist das Fort Hahneberg heute nicht nur ein zeitgeschichtliches Denkmal, sondern seit 2005 auch ausgezeichnetes Fauna-Flora-Habitat und damit Bestandteil des europäischen Schutzgebiets „Natura 2000“. Seit 2009 ist das Fort außerdem Naturschutzgebiet.
Sascha Kürten: „Eigentümer vom Fort Hahneberg ist das Bezirksamt, unser Verein kümmert sich aber mit etwa 50 Mitgliedern vor Ort um alles. Wir finanzieren uns allein über Spenden und die Gelder, die wir bei den Fort-, Natur- oder Fledermaus-Führungen einnehmen.“ (Text/Fotos: CS)
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