Spandau Waldkrankenhaus: Dr. Torsten Heldmann – Thrombosen-Gefahr
Davor haben viele Menschen Angst – vor einer Thrombose. Einer kennt sich ganz genau mit diesem Krankheitsbild aus – und das ist Dr. Torsten Heldmann, Leiter des Gefäßzentrums im Evangelischen Waldkrankenhaus Spandau. Er erklärt: „Bei der Thrombose handelt es sich um eine Gerinnsel-Bildung in einer Vene. Vor allem die Bein- und Beckenvenen sind hier oft betroffen.“ (ANZEIGE)
Bei einer Beinvenenthrombose kommt es zu einem Rückstau des Blutes im Bein, weil der Weg nach oben verlegt wird. Die Wasserkomponente des Blutes wird durch die Venenwände in das umliegende Gewebe abgepresst und sorgt für ein Ödem, also eine spürbare Schwellung der Beine.
Dr. Torsten Heldmann: „Eine Thrombose tut nicht zwingend weh. Eigentlich spürt man nur dann einen Schmerz, wenn eine kleine Vene direkt in einem Muskel betroffen ist. Ansonsten bekommt man eher ein unangenehmes Gefühl in den Beinen, was von der Wassereinlagerung und der Schwellung herrührt. Allerdings gibt es auch viele andere Ursachen für Wasser in den Beinen. So kann auch eine Herzschwäche dafür verantwortlich sein. Hier müssen wir im Gefäßzentrum bei einem Thrombose-Verdacht für eine abklärende Diagnostik sorgen. Ein Zeichen für eine Thrombose kann aber schon sein, dass die Beinschwellung nur einseitig auftritt.“
Viele haben schon einmal von der Reisethrombose gehört. Sie entsteht oft auf einem Langstreckenflug, wenn man sich stundenlang nicht bewegt, wenig trinkt und dann auch noch die Beine in sitzender Haltung abknickt. Das Blut verdickt sich – und schon entsteht ein Blutgerinnsel. Dr. Torsten Heldmann: „Bewegung ist da vorbeugend extrem wichtig. Die Muskeln melken die Venen förmlich aus und helfen so dabei, das Blut wieder zum Herzen zu transportieren. Gerade auf langen Flügen sollte man immer viel trinken und regelmäßig einmal durch das Flugzeug laufen.“
Bei älteren Menschen entsteht eine Thrombose oft durch Immobilität bei einer Krankheit. Wer lange im Krankenbett liegen muss, hat auch ein erhöhtes Risiko, an einer Thrombose zu erkranken. Dr. Torsten Heldmann: „Auch Krampfadern sind hier gefährlich. Bei ihnen handelt es sich um erweiterte Gefäße, bei denen die Venenklappen nicht mehr gut oder gar nicht funktionieren, sodass das Blut nicht mehr ordentlich aufwärts transportiert wird und in den Beinen versackt.“
Bei einem Thrombose-Verdacht fragen die Ärzte deswegen auch sofort: Gab es vor kurzem eine Operation? Wann war der letzte Langstreckenflug? Lag der Patient wegen einer Krankheit lange im Bett?
Dr. Torsten Heldmann: „Eine Thromboseneigung kann auch genetisch vererbt werden (Thrombophilie). Bei Frauen ist das Rauchen ein Risikofaktor für Thrombosen, ebenso die Einnahme der ‚Pille‘. So sehen wir immer wieder sehr junge Frauen mit einer ersten Beinvenen-Thrombose bei uns.“
Die Gefahr bei der Thrombose: Das Blutgerinnsel kann sich lösen und zu einer Lungenembolie mit Blockade der Lungenarterien führen. Schwerer Sauerstoffmangel ist die Folge – mitunter ist dies lebensbedrohlich! Dr. Torsten Heldmann: „Besonders die sehr dünne und empfindliche rechte Herzkammer ist durch die Blockade der Lungenarterien bedroht. Ein Rechtsherzversagen muss daher sehr schnell erkannt werden! Wie aber können solche Gerinnsel entfernt werden? Eine Operation ist bei einer Lungenembolie nur das letzte Mittel. Vorrangig arbeiten wir mit auflösenden Medikamenten und einer längeren Phase der Blutverdünnung. Je früher die Behandlung einsetzt, umso besser.“
Die Medizin hat bei der Thrombose einen Paradigmenwechsel erfahren. Dr. Torsten Heldmann: „Früher legte man die Patienten wochenlang strikt ins Bett. Das beste Mittel gegen und bei Thrombose heißt heute aber: Bewegen, bewegen, bewegen. Die Muskeln, die Sehnen und sogar die Gelenke helfen nämlich auch dabei, das Bein vom Wasser zu entlasten.“ (Text/Foto: CS)
Info: Gefäßzentrum im Evangelischen Waldkrankenhaus Spandau, Stadtrandstraße 555, 13589 Berlin, 030–3702-1102, www.pgdiakonie.de/evangelisches-waldkrankenhaus-spandau
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