Rathaussturm 2017 in Falkensee
Heiko Fahrenwaldt schaut auf die Uhr und freut sich wie ein kleines Kind: Es ist elf Uhr am Sonnabend, den 11. November. Er weiß genau – in elf Minuten beginnt wieder die närrische Zeit. Und das nicht nur am Rhein in den Hochburgen des Karnevals, sondern eben auch in Falkensee, wo sich viele Bürger noch gegen das närrische Tun sträuben.
Aber Heiko Fahrenwaldt, immerhin Schatzmeister des im Jahr 2000 gegründeten Falkenseer Karnevals-Klubs (FKK, www.karneval-falkensee.de), hat ein Jahr lang auf diesen Moment gewartet. Und er genießt ihn. Vom Parkplatz aus führt er mit Megafon in der Hand sein bunt gekleidetes Gefolge zum Falkenseer Rathaus. Die Funken-Mädchen marschieren vorweg, gefolgt von Prinz Heiner, Prinzessin Juliane und der Hofdame Katrin. Auch Klaus der Preusse ist in seiner blauen Uniform mit dabei. Viele Passanten schauen staunend zu.
Auf der Treppe vor der Rathaustür baut sich der gesamte Karnevalsverein auf. Die Präsidentin Heike Krause hämmert mit beiden Händen an die Holztür. Heiko Fahrenwaldt brüllt: „Öffne das Tor, Bürgermeister, hier ist das närrische Volk. Heiko, ergib dich!“ Lange dauert es nicht, dann öffnet sich auch an einem Sonnabend die Tür – zunächst nur einen Spalt breit. Heiko Müller, Bürgermeister von Falkensee, hat die Schatzkiste der Stadt in der Hand. Hinzu kommen der riesige Stadtschlüssel und das ebenfalls große Siegel der Stadt. Der Bürgermeister wehrt und ziert sich noch einen Moment, aber es hat keinen Sinn: Er muss die Stadtinsignien abgeben – die Narren haben das Rathaus übernommen.
Heiko Müller: „Wenn ich die Schatzkiste zum Aschermittwoch wieder von den Narren zurückbekomme, ist sie bestimmt wieder leer.“
Heiko Fahrenwaldt: „Dann musst du eben mehr Wegezölle einführen, also mehr Straßen bauen!“
Nach der Übernahme des Rathauses zieht das närrische Volk in den kleinen Rathaussaal ein – und lädt alle Zuschauer zum großen Pfannkuchenessen ein. Mit dabei sind auch viele Narren aus befreundeten Karnevalsvereinen, so etwa von den „Freunden des Frohsinns“ aus Werder oder vom Verein „Sorgenpause Spandau 2010.“
Im kleinen Rathaussaal bauen sich die Würdenträger des FKK auf dem Podest auf, um Hof zu halten. Acht kleine Funken-Mädchen zeigen unter der Aufsicht der 1. Vorsitzenden und Trainerin Heike Krause, was sie das Jahr über gelernt haben. Sie lassen zur Musik die Beine und die Röcke fliegen – zwei Mal in der Woche haben sie für ihren Auftritt trainiert.
Im Anschluss gibt es Orden und Medaillen, auch für den Bürgermeister. Und für Detlef Schmidt, der „guten Seele des Rathauses“. Der Hausmeister hat das Rathaus schließlich aufgeschlossen, obwohl seine Frau am gleichen Tag Geburtstag hat: Was tut man nicht alles für die Narren! Zwischendurch ist immer wieder der Schlachtruf des FKK zu hören: „Falkensee Helau“ – und das in dreifacher Ausführung.
Günter Schmidt ist Gründungsmitglied des FKK und noch immer der 2. Vorsitzende. Der Chef vom Falkenseer Abschlepp- und Bergungsdienst Kobra sagt: „Im Jahr 1999 trafen sich mehrere Geschäftsleute aus Falkensee und überlegten, in welchem Rahmen sie gemeinsam Freizeit verbringen könnten. So wurde im Jahr 2000 der Karnevalsverein geboren. Am Anfang waren wir zu siebt, zwischenzeitlich hatten wir 80 Mitglieder, inzwischen sind es noch knapp 20.“
Die 5. Jahreszeit dauert in Falkensee bis zum Tag nach dem Rosenmontag im kommenden Jahr. Anschließend kommt es laut dem närrischen Kalender zum „Kehraus“ und die Kasse der Stadt wird an den Bürgermeister zurückgegeben.
Heiko Fahrenwaldt: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Dann ist auch die Amtszeit von Prinz Heiner und Prinzessin Juliane zuende.“
Eins ist klar: Die Zeit bis zum Aschermittwoch wird Heiko Fahrenwaldt bis zum letzten „Helau“ auskosten. (Text/Fotos: CS)
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