Krötenwanderung in Brieselang
Morgens um 6:45 Uhr hält der Wagen von Anett Ortscheid (47) aus Falkensee im Forstweg in Brieselang. Mitten im Wald schlängelt sich an der sandigen und unbefestigten Straße, die zum Forstamt führt, zur rechten Seite ein grüner Zaun aus einer etwa 30 Zentimeter hoch aufgezogenen Plastikfolie am Weg entlang. Anett Ortscheid arbeitet auf ehrenamtlicher Basis für den NABU Osthavelland (www.nabu-osthavelland.de).
Mitten im Wald hat der NABU einen „Krötenzaun“ aufgespannt, um die Amphibien vom Betreten der Waldstraße abzuhalten. Ortscheid: „Die Amphibien haben die ersten warmen Tage genutzt, um aus ihren Winterquartieren im Wald aufzubrechen und zu ihrem Laichgewässer zu wandern. Anscheinend fahren zu viele Autos über den Forstweg in den Wald hinein, denn wir haben hier viele tote überfahrene Kröten gefunden. Aus diesem Grund haben wir vor Ort den Krötenzaun aufgestellt.“
Die Plastikfolie lenkt die Lurche nach rechts und nach links, bis sie in einen ins Erdreich eingegrabenen Eimer fallen, in den vorsorglich etwas Laub gelegt wurde, damit die Tiere weich fallen und sich bis zur Entnahme verstecken können.
Anett Ortscheid kontrolliert die einzelnen Eimer ganz früh am Morgen und sammelt die vorgefundenen Tiere heraus: „Die anhaltende Wärmeperiode hat in diesem Jahr dazu geführt, dass die Amphibien alle in kürzester Zeit aus der Kältestarre erwacht sind und den Weg zum Laichgewässer angetreten haben. Ich kann mich an einen Tag in diesem Jahr erinnern, da habe ich 500 Amphibien auf einmal aus den Eimern geholt. Hier in Brieselang sind das vor allem Erdkröten. Eine Knoblauchkröte und ein Grasfrosch waren ebenfalls schon dabei.“
Im Brieselanger Forst gibt es nur hundert Meter von der anderen Seite der Straße entfernt ein stehendes Gewässer – zu klein für einen See, zu groß für einen Tümpel. Hier werden alle Lurche aus den Sammeleimern abgesetzt, sodass sie mit einem beherzten Sprung ins Wasser davonhechten können.
Die Erdkröten sind mit die ersten Amphibien im Jahr, die das Wasser aufsuchen. Oft satteln die Männchen schon auf dem Weg zum Gewässer auf den Weibchen auf, klammern sich fest und halten weitere Konkurrenz mit den Hinterbeinen auf Abstand. Buhlen im Wasser zu viele Krötenmännchen um ein Weibchen, kann es vorkommen, dass dieses dauerhaft unter Wasser gedrückt wird – und ertrinkt. Die Männchen bleiben solange auf den Weibchen hocken, bis es zur Eiablage kommt. Die Eier werden dabei befruchtet.
Oft sind abends am Gewässer die Gesänge der Frosch- und Krötenmännchen zu vernehmen. Und schon bald schlüpfen die ersten Kaulquappen aus den abgelegten Gallerteiern. Die Krötenmännchen sind dann schon längst wieder auf dem Weg zurück in den Wald. Ortscheid: „Dann müssen wir den Krötenzaun auf der anderen Seite der Straße aufstellen.“ (Fotos / Text: CS)
Seitenabrufe seit 1.12.2021:
Kennen Sie schon unsere Gratis-App?
Apple – https://unserhavelland.de/appapple
Android – https://unserhavelland.de/appandroid
Anzeige