Nauen: Der InnoTruck ist da!
Deutschland war schon immer das Land der Dichter und Denker. Während die Dichter etwas für die Erbauung der Seele tun, sorgen die Denker als Erfinder dafür, dass deutsche Technik seit Generationen den Markt beflügelt. Dieser Erfindungsgeist in Kombination mit einer akribisch genauen Ingenieurskunst ließ in der Vergangenheit immer wieder Innovationen entstehen, die den Deutschen einen großen Vorteil im internationalen Geschäft verschafften.
Viele Schüler pauken den ganzen Tag über mathematische, chemische und physikalische Formeln. Sie haben aber keine rechte Vorstellung davon, wie diese grundlegenden Werkzeuge der Naturwissenschaften zur Zeit zum Einsatz kommen, um an den verschiedensten Wirkungsorten im Land an den Innovationen von morgen zu arbeiten.
Um die Schüler mit auf den Weg hin zu einer ganz neuen Technologie-Initiative zu nehmen, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) den InnoTruck (www.innotruck.de) ins Rennen geschickt. Der schmucke mobile Truck ist seit April 2017 in ganz Deutschland unterwegs und hat hier bereits über 80.000 interessierte Besucher erreicht. Wer den InnoTruck betritt, gelangt in eine interaktive Ausstellung mit über 80 Exponaten auf zwei Etagen, die sich vor Ort erkunden lassen.
Chemikerin Dr. Eva Zolnhofer begleitet den InnoTruck: „Im Wissenschaftsjahr 2018 erkunden wir gemeinsam die Arbeitswelten der Zukunft. Der InnoTruck besucht etwa 80 Standorte im Jahr, darunter vor allem Schulen und Messen. Gerade den Schülern möchten wir mögliche Berufswege für die eigene Zukunft aufzeigen. Denn Deutschland ist ein echter Technologiestandort. Wir sind abhängig von Erfindungen. Wir leben davon, dass wir neu entwickelte Technik für uns verwenden oder sie in alle Welt verkaufen.“
Am 25. und 26. Juni machte der InnoTruck auf dem Schulhof des Nauener Goethe-Gymnasiums Halt. Schulleiter Wieland Breuer: „Wenn externe Partner uns so ein Angebot unterbreiten, dann sollte man das als Schule annehmen. Das, was hier im Truck gezeigt wird, ist die Zukunft der Schüler. Da muss man sie aktiv heranführen. Wir schicken nach und nach die Schüler der 10. bis 11. Klassen durch den InnoTruck.“
Der InnoTruck wird als „Innovations-Botschafter“ verstanden, der Lust auf Technik und Wissenschaft wecken soll. Hier gibt es direkt vor Ort ein Rasterelektronenmikroskop, das nicht größer als ein Tischkopierer ist. Die Schüler können im InnoTruck mit einem intelligenten Industrieroboter arbeiten, der Uhren herstellt. Es gibt Virtual-Reality-Module, die es den Schülern erlauben, durch das Innere einer Zelle zu wandern.
Wer bislang glaubte, Deutschland lasse sich als Technologie-Trendsetter zunehmend von anderen Ländern vor allem aus dem asiatischen Raum die Butter vom Brot nehmen, der atmet nach dem Besuch des InnoTrucks erleichtert auf: Wir Deutschen haben doch noch ordentlich etwas auf dem Kasten. Da geht es etwa um ein ganz individuelles, menschliches Herz aus Kunststoff, das zu Diagnosezwecken aus dem 3D-Drucker kommt. Um moderne Blasen-Katheter, die dank Diamanten-Nanobeschichtung keimabweisend sind. Oder um Forschung für modernere Hörgeräte.
Dr. Dominik Klinkenbuß (Pflanzenbiotechnologe): „Es konnte gezeigt werden, dass sich ein noch funktionierender Hörnerv besonders fein auch mit Licht stimulieren lässt. Die optogenetische Hörprothese beruht auf einem Implantat und der Anwendung lichtempfindlicher Proteine aus einer Alge. Damit dieses Verfahren greift, ist Gentherapie nötig, um in die Hörnervzellen die Bauanleitung für die Algenproteine zu übertragen. Hier ist die Technik vorhanden, aber bis zur Anwendung am Menschen ist der Weg noch weit. Dabei spielen auch ethische Überlegungen eine wichtige Rolle. Auch über solch kontrovers diskutierte Themen wie Gentherapie können wir mit den Schülern vor Ort reden, wenn meine Kollegin und ich durch die Ausstellung führen.“
An den verschiedenen Standorten, die der InnoTruck ansteuert, wird immer auch eine Zeit „der offenen Tür“ ausgerufen. Dann darf jeder Bürger den Truck betreten und sich einmal umschauen. Dr. Dominik Klinkenbuß: „Viele Senioren nutzen diese Gelegenheit. Etwa, um sich mit der Virtual-Reality-Technik vertraut zu machen. Oder um sich über den 3D-Drucker zu informieren. Wenn diese Techniken das nächste Mal im Fernsehen erwähnt werden, dann wissen sie aus eigener Erfahrung, was gemeint ist.“
Dr. Eva Zolnhofer: „Einige Schlüsseltechnologien sind an ihrem Limit angekommen. So konnten zuletzt nur noch kleine Performance-Gewinne bei der Leistung der neuen Computer erzielt werden. Bei der Verdichtung von Transistoren können die Strukturen nicht mehr wesentlich kleiner werden. Hier müssen die Forscher eine komplett neue Chip-Technik erfinden – vielleicht eine auf der Basis von Kohlenstoff-Nanoröhren? Vielleicht wird ja einer der Jugendlichen, der unsere interaktive Ausstellung besucht, später an diesen Fragestellungen mitforschen.“
Der InnoTruck beschäftigt sich mit den sechs Themenfeldern, die in der Zukunft die geschätzt größte Rolle spielen werden und deshalb als „Zukunftsaufgaben“ gelten: „Intelligente Mobilität“, „Innovative Arbeitswelt“, „Nachhaltiges Wirtschaften und Energie“, „Zivile Sicherheit“, „Digitale Wirtschaft und Gesellschaft“ sowie „Gesundes Leben“.
Dr. Dominik Klinkenbuß: „Zum Thema Gesundes Leben passt die Erfindung der Spritze ohne Nadel, die u.a. Diabetikern das Leben erleichtern kann.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel wurde in „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 149 (8/2018) veröffentlicht.
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