9. Krimimarathon in der Stadtbibliothek Falkensee
Mord und Totschlag sind ganz schlimme Dinge. Es sei denn, sie kommen in Form eines Krimis oder Thrillers daher. Dann leuchten die Augen der Leser, zittern die Finger beim Umblättern der Seiten und fiebert das Hirn, um aus im Nebensatz erwähnten Indizien das große Puzzle der niederen Triebe neu zusammenzusetzen.
Der Krimimarathon Berlin-Brandenburg (www.berliner-krimimarathon.de) huldigte in diesem Jahr bereits zum 9. Mal dieser besonderen Literaturform und sorgte dafür, dass Freunde des Genres die Eigenlektüre einstellen und stattdessen etwas vorgelesen bekommen. Vom 5. bis zum 18. November fanden sich viele lokale Autoren in Buchhandlungen, Bibliotheken, Museen und ähnlichen Orten ein, um mit weicher Stimme verbales Blut zu vergießen.
Auch in der Falkenseer Stadtbibliothek ging es wieder mörderisch zu. Patricia Holland Moritz (51), die aus Chemnitz stammt und inzwischen in Berlin-Lichtenberg wohnt, las am 8. November vor etwa 45 gebannt lauschenden Havelländern aus ihrem vierten Roman „Mordzeitlose“ vor, der im Verlag Gmeiner erschienen ist.
Bibliotheksleiterin Christiane Radon: „Unsere Stadtbücherei und der Förderverein machen bereits zum vierten Mal beim Krimimarathon mit. Wir durften uns einen Krimiautoren aus dem Pool der teilnehmenden Schriftsteller auswählen – und die Wahl fiel auf Patricia Holland Moritz.“
Die Autorin, die gerade an ihrem fünften Buch arbeitet, gab dem Publikum in einer Fragerunde tiefe Einblicke in ihre ganz persönliche Schreibkunst: „Ich habe zwei Fulltime-Jobs in der Literatur. Ich schreibe selbst Bücher. Und ich bin Verlagsleiterin im Berliner Verlag Allegria, der zur Ullstein-Gruppe gehört. Für einen Roman brauche ich immer zwei Jahre. Ein Jahr recherchiere ich und bereite alles vor, ein Jahr geht es dann darum, das Buch zu schreiben. Auf meinem Computer lege ich zwar Lebensläufe all meiner Figuren an. Aber ich plane nicht den ganzen Roman im Vorfeld, sondern schreibe einfach drauf los. Wenn man seine Figuren ernst nimmt, dann muss man ihnen auch beim Schreiben zugestehen, dass sie sich in eine ganz unerwartete Richtung entwickeln.“
Im Buch „Mordzeitlose“ lernen wir Margrit Kunkel kennen, die in einer brandenburgischen Gärtnerei aufwächst, ihr Leben den Pflanzen verschreibt und schließlich die Holländische Gartenakademie in Berlin leitet. Als sie im Kakteenhaus auf eine menschliche Hand stößt, ruft sie nicht die Polizei. Denn in ihrem Umfeld sterben immer wieder Menschen auf sehr mysteriöse Weise. Und die Polizei hat sie eh schon auf dem Kieker. Also nimmt sie die Sache lieber selbst in die Hand. Patricia Holland Moritz: „Ich schreibe keine klassischen Whodunit-Romane, mich interessiert die Psyche des Täters und da tauche ich ganz tief ein. Im zweiten Schritt kümmere ich mich um die Opfer, die oft ins Hintertreffen geraten. Und – was lösen Verbrechen in der Gesellschaft aus? Die ‚Mordzeitlose‘ war mein erster Krimi im botanischen Milieu. Das ist ja im Grunde genommen die Lehre von der Triebhaftigkeit.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel wurde in „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 153 (122018) veröffentlicht.
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