Kino-Filmkritik: Das krumme Haus
Kenneth Branagh hat mit Agatha Christies „Mord im Orient Express“ die kriminalistischen Abenteuer des Hercule Poirot wiederentdeckt – und schickt sich derzeit an, daraus mit großem Budget eine ganze Filmreihe zu machen.
Der französische Regisseur Gilles Paquet-Brenner muss da schon viel kleinere Brötchen backen.
Seit 2011 arbeitet er mit einem deutlich kleineren Finanzrahmen an einer Filmversion vom Agatha-Christie-Roman „Das krumme Haus“. Der erklärte Lieblingsroman der britischen Autorin erschien bereits 1951. Die Neuverfilmung kommt am 29. November ins Kino.
Eine kleine Übersetzungsproblematik: Im Original heißen Buch und Film „The crooked house“. Die Vokabel „crooked“ bedeutet aber nicht nur „krumm“, sondern steht zugleich auch für den „Ganoven“.
Im Film treffen wir auf Charles Hayward (Max Irons), der vor Jahren in Kairo gearbeitet hat und dort auf die schöne Sophia (Stefanie Martini) getroffen ist, mit der er eine Affäre hatte. Inzwischen führt er ein eher schlecht laufendes Privatdetektivbüro. Eine überraschende Klientin: Sophia bittet ihn um Hilfe. Er soll den Mord an ihrem Großvater aufklären, der als Großindustrieller in seinem Haus um die Ecke gebracht wurde – und zwar, bevor die Polizei sich einmischt.
Der Tote – Aristide Leonides (Gino Picciano) – hatte viele Feinde, die meisten davon aus der eigenen Familie. Drei Generationen leben unter dem gemeinsamen Dach des alten Herrensitzes. Und jeder, wirklich jeder in dieser komplizierten, zerstrittenen und von Dekadenz beeinflussten Familie hat ein starkes Motiv, den Mord begangen zu haben. Und sogar die Gelegenheit dazu hatte. Man hat dem Toten einfach seine hochgiftigen Augentropfen als vermeintliche Insulinlösung injiziert, was zum Tod führte.
Charles ermittelt – und der Zuschauer schaut ihm dabei voller Spannung über die Schulter, denn alle paar Minuten glaubt er, ein anderes Familienmitglied als Mörder überführt zu haben. Das Kammerspiel, das fast vollständig auf dem britischen Herrensitz stattfindet, dauert fast zwei Stunden lang – und ist dabei nicht auch nur für eine einzige Sekunde langweilig.
Alle Figuren werden wunderbar verschroben gespielt. Sie alle wirken echt, authentisch und zutiefst verdächtig. Davon kann auch die Hausherrin Lady Edith de Haviland (Glenn Close) nicht ausgenommen werden.
Es macht großen Spaß, diesem unaufgeregten und perfekt inszenierten Whodunit zuzuschauen. Klar ist: Der Gärtner war nicht der Mörder! (CS / Bild: © 2018 Twentieth Century Fox)
Tipp: 5 von 5 Sternen
FSK: ab 12 Jahren
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=nG0n099DC-8
Dieser Artikel wurde in „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 153 (12/2018) veröffentlicht.
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