Jugend für I.R.G.E.N.D.W.A.S. drängt in die Falkenseer SVV!
Falkensee lockt als Gartenstadt viele Familien mit Kindern ins Berliner Umland, die sich hier ihren Traum vom Haus im Grünen erfüllen. Die Kinder wachsen vor Ort behütet und mitten in der Natur auf. Aber aus Kindern werden mit der Zeit Jugendliche. Die Heranwachsenden hegen ganz andere Wünsche an ihre Stadt. Das fängt bei zu wenigen Freizeiteinrichtungen an und hört beim bezahlbaren Wohnungsraum passend zum Auszug nach der Schulzeit noch lange nicht auf.
Jonathan Manti: „Der Altersdurchschnitt der Vertreter in der Falkenseer Stadtverordnetenversammlung ist extrem hoch. Wir haben nachgerechnet: Bei der SPD-Fraktion liegt der Schnitt bei 65 Jahren. Da ist es doch kein Wunder, dass niemand im Sinn der Jugendlichen denkt und handelt.“
Die Heranwachsenden haben wenig Lust, nur zu bitten. Sie fordern, wollen mitgestalten, mahnen an, unterbreiten Vorschläge. Erst als Mitglieder im Jugendforum, seit kurzem auch im Jugendbeirat der Stadt. Nun geht es noch einen Schritt weiter. Zehn Jugendliche haben sich bereits im Februar zur Organisation „Jugend für I.R.G.E.N.D.W.A.S.“ zusammengeschlossen, um zur Wahl zur Stadtverordnetenversammlung Falkensee anzutreten. Das Wort „I.R.G.E.N.D.W.A.S.“ steht dabei für Inklusion, Radverkehr, Geschlechtergerechtigkeit, Europa, Naturschutz, Demokratie, Wohnungsbau, Aufenthaltsqualität und soziale Gerechtigkeit.
Das gesamte Wahlprogramm lässt sich auf der Homepage www.jugendfuerirgendwas.wordpress.com einsehen. Kurz gesagt wünschen die Jugendlichen einen Kinder- und Jugendbeauftragten in der Stadtverwaltung, die Wandlung der Bahnhofstraße zur Fußgängerzone, die Stärkung der Schulsozialarbeit durch mehr Mitarbeiter, den Bau eines Kulturforums mit selbstverwaltetem Jugendzentrum, Maßnahmen zur Durchsetzung einer inklusiven Stadt, den Bau von Radschnellwegen, die Förderung des Baus bezahlbarer Wohnungen und die Einrichtung von Nachtbuslinien in Falkensee. Auch wünschen sie sich gestaltende (und nicht nur informierende) Workshops zu anstehenden politischen Projekten. Bei den zehn Jugendlichen handelt es sich um Gabriel Kissing, Theobald Goltz, Christian Vogel, Anaïs von Fircks, Jonas Karbaum, Lennart Meyer, Johanna Storm, Jonathan Manti, Antonia Trümpler und Robin Lux. Sie alle sind zwischen 18 und 20 Jahre alt, gehen zum Teil sogar noch zur Schule und wohnen alle noch zu Hause bei den Eltern.
Christian Vogel und Jonathan Manti gelten als Spitzenduo. Christian Vogel: „Wir sind voller Elan und Motivation, einen ernsthaften Wahlkampf mit den bereits in der SVV vertretenen Parteien zu führen und rechnen uns Chancen aus, in Fraktionsstärke in unser Stadtparlament einzuziehen.“
Die Frage darf gestellt werden, wo sich die Jugendlichen politisch einsortieren. Jonathan Manti: „Wir sind schon eher im linken Spektrum zu finden, denke ich. Wenn wir aber klar einer Partei zugeordnet werden könnten, dann hätten wir auch direkt für sie antreten können. Wir schauen eher: Was tut der Stadt gut?“
Toni Kissing, dessen Vater bereits für die SPD in der SVV sitzt: „Wir haben junge Ideen und orientieren uns bei ihrer Umsetzung weder nach rechts noch nach links.“
Ein großes Problem der Jugendlichen: Sie wünschen sich selbstverwaltete Objekte, wie das beim EGAL schon der Fall war. Manthi: „Wir brauchen kein betreutes Angebot. Das Konzept des Jugendclubs mit einem Betreuer ist an vielen Stellen überholt. Wir wünschen uns, dass uns die Stadt ein Kulturforum baut, das Freizeiträume, Werkstätten, einen Theatersaal und Seminarräume enthält. Dieses Kulturforum sollte an zentraler Stelle entstehen, damit die Jugendlichen im Ort etwas unternehmen können und nicht am Wochenende nach Berlin fahren müssen. Als Standort würde sich die Leerfläche zwischen Shell-Tankstelle und Falkenmarkt an der Spandauer Straße anbieten.“
Auch der Verkehr im Ort ist ein Riesenthema. Lennart Meyer: „Wir müssen den Verkehrskollaps in Falkensee beenden. Die meisten von uns Jugendlichen haben gar keinen Führerschein – wir verzichten auf das Auto und fahren Rad. Das Radwegenetz muss ausgebaut werden.“ (Text/Foto: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 158 (5/2019).
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