Dr. Harald Hauser hat ein Faible für Urzeitkrebse
Dr. Harald Hauser (51) stammt aus Kassel, wohnt aber seit 2009 in Brieselang: „Und das ist gut so, denn sonst hätte ich die seltenen, einheimischen Urzeitkrebse in unserer Natur wohl kaum einmal lebendig zu Gesicht bekommen. Diese seit Millionen Jahren unverändert lebenden Tiere gibt es bei uns noch im Brieselanger Forst und in der Döberitzer Heide. Man muss nur wissen, wo. Und die Augen offen halten.“
Der Biologe, Lehrer und Erzieher ist seit 2015 in der Frühbildung tätig. Zurzeit arbeitet er in der Kita Regenbogen, die demnächst in die künftige Kita Grashüpfer umziehen wird, die gerade im Bau ist – mit dem Schwerpunkt „biologische Vielfalt“: „Wir werden mit den Kindern jeden Tag in den Wald gehen und in der Kita auch einen Naturforscherraum einrichten, sodass die Kinder mit der Natur aufwachsen.“
In seiner Freizeit ist der Biologe viel in der freien Natur unterwegs, um sich mit Frühblühern, Heuschrecken und Eidechsen, aber auch mit Schmetterlingen zu beschäftigen. In seinem eigenen biophil-Verlag (www.bildung-biologischevielfalt.de/) hat er bereits zwei Bücher herausgegeben: „Urzeitkrebse in Brandenburg“ und „Tagfalter in Brandenburg“: „Das Tagfalter-Buch stellt 98 Schmetterlingsarten vor, die bei uns in Brandenburg vorkommen. Hier arbeite ich gerade an einer zweiten Auflage, die neben den Museums-Bildern zur Bestimmung noch viel mehr Aufnahmen von mir aus dem Havelland enthalten wird.“
Dr. Harald Hauser hält das ganze Jahr über Vorträge zum Thema „Biologische Vielfalt“ im Bürgerhaus Finkenkrug (www.buergerverein-finkenkrug.de). Darüber hinaus bietet er auch lokale Führungen an, so etwa schon bald wieder zu den Urzeitkrebsen. Am 15. März fand ein vorbereitender Vortrag zum Thema Urzeitkrebse im Bürgerhaus statt. Dr. Hauser: „Die Urzeitkrebse sind so alt, dass sie die Dinosaurier haben kommen und auch wieder gehen sehen. Vergleicht man lebende Tiere mit alten Fossilien, so haben sie sich seitdem kaum verändert.“
Von den Urzeitkrebsen gibt es deutschlandweit etwa ein Dutzend Arten. Sieben davon kommen in Brandenburg vor, vier leben in unserer direkten Nachbarschaft. Harald Hauser: „Die Urzeitkrebse leben alle in temporären Gewässern, die nur für kurze Zeit existieren und dann wieder austrocknen. Die winzigen Eier der Tiere können viele Jahre – man glaubt Jahrzehnte – im Untergrund überdauern. Kommt es etwa nach einem starken Regenfall zu einem Schlupfimpuls, so wachsen die Tiere sehr schnell heran, um gleich wieder neue Eier zu legen. In drei, vier Wochen ist so ein Lebenszyklus auch schon wieder vorbei.“
Im Brieselanger Wald findet der Hobbyforscher Anfang der Saison oft den Frühlings-Feenkrebs und den Frühjahrs-Schildkrebs vor, während in der Döberitzer Heide im Spätherbst der Sommer-Feenkrebs und der Sommer-Schildkrebs zu finden ist.
Harald Hauser: „Der Sommer-Schildkrebs wird bis zu zehn Zentimeter groß. Er lebt in großen Wasserpfützen, die sich in Reifenspuren auf den Sandwegen bilden. Viele Besucher der Döberitzer Heide laufen an diesen faszinierenden Urzeittieren vorbei, ohne sie zu bemerken. Leider wurden beim Zaunbau vor einigen Jahren einige Wege begradigt, sodass die Urzeitkrebse viel Lebensraum verloren haben.“ (Text/Foto Hauser: CS / Foto Feenkrebse: Hauser)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 157 (4/2019).
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