Der Schwarzblaue Ölkäfer ist in der Döberitzer Heide zu finden!
Das Weibchen vom Schwarzblauen Ölkäfer wird fast so lang wie ein kleiner Finger! Die ebenso großen wie auch trägen Insekten sind jetzt bereits auf den sandigen Flächen in der Döberitzer Heide zu entdecken. Aufgrund eines besonderen Wirkstoffes namens Cantharidin im Blut wurden die Käfer in der Vergangenheit zum Heilen und als Aphrodisiakum, aber auch für gemeine Giftmorde eingesetzt.
Sie sehen immer ein wenig so aus, als würden sie jede Sekunde mit einem lauten Knall platzen. Die Weibchen vom Schwarzblauen Ölkäfer (Meloe proscarabaeus) sind gerade jetzt im Frühling mit so vielen tausend Eiern gefüllt, dass der wie eine Gummihaut wirkende Chitinpanzer zum Bersten gespannt ist. Kein Wunder, dass dieser Käfer völlig fluguntauglich ist: Er würde seine Masse niemals vom Boden in die Luft befördern können. Die Flügel sind demnach auch zurückgebildet.
Ölkäfer, die übrigens auch als “Maiwürmer” bekannt sind, gelten bei näherer Betrachtung als äußerst faszinierende Käfer. Das liegt an zwei Dingen.
So weisen die Käfer einen absolut wunderlichen Vermehrungszyklus auf. Das Weibchen legt mehrmals nacheinander mehrere tausend Eier in den Boden. Diese Eier überwintern. Erst im folgenden Frühjahr schlüpfen die Larven. Sie klettern auf Blüten und warten hier auf Wildbienen, an denen sie sich festklammern. Erwischen die Larven die falsche Biene, so sind sie verloren. Sie brauchen zur weiteren Entwicklung unbedingt Solitärbienen, die Nahrung etwa in einer Sandhöhle zusammenraffen, um hier selbst Eier zu legen. Die Ölkäfer-Larve macht sich dann erst über die Bienenlarve und später über den Pollenbrei her. Die weitere Entwicklung dauert das ganze Jahr, die Larve überwintert. Erst im Frühjahr darauf schlüpft der Käfer. Die Käfer ernähren sich wenig spektakulär von bodennahen Pflanzenteilen. Den Weibchen ist es durch den sog. “Reifungsfraß” möglich, ihr Gewicht zu versechsfachen.
Noch spannender: Die Ölkäfer enthalten das Nervengift Cantharidin. Es wird bei Gefahr in Form öliger Tropfen aus den Kniegelenken ausgeschwitzt (das kennt man auch vom gleichfalls giftigen Marienkäfer). Fressfeinde werden von dem bitteren Stoff auf Abstand gehalten.
Bereits anderthalbtausend Jahre vor Christus wurden im alten Ägypten Ölkäferpflaster beschrieben, die bei Frauen Wehen hervorrufen sollten. Auch als Potenzmittel wurden die Käferextrakte eingesetzt, man denke da nur an die “Spanische Fliege”, für die allerdings eine andere Ölkäferart zermörsert wurde. Da ein einzelner Käfer ausreichend Gift enthalten soll, um einen Erwachsenen zu meucheln, wurde mit dem Käfergift auch schon so mancher Mord begangen.
Nicht nur das: Im antiken Griechenland soll der giftige Käfer gezielt für Hinrichtungen missbraucht worden sein.
Heute schützt man den “Blasen- und Pflasterkäfer” wieder – er steht auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und das Bundesamt für Naturschutz haben den Käfer im vergangenen Jahr übrigens auch zum “Insekt des Jahres 2020” gekürt.
In der Döberitzer Heide ist der Ölkäfer von April bis Juni zu entdecken. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 182 (5/2021).
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