Heirate mich: Die Außenstelle vom Standesamt Falkensee in der Waldschule Pausin feiert 20-jähriges Jubiläum!
Viele Paare heiraten direkt im Falkenseer Rathaus – und posieren anschließend auf dem Anger gegenüber für Fotos. Wer es deutlich ruhiger mag, wählt stattdessen die Außenstelle des Standesamtes in der Waldschule Pausin. Hier haben sich bereits über tausend Paare gegenseitig ins Ohr gehaucht: “Ja, ich will”. Just diese Außenstelle feierte nun im November ihr 20-jähriges Jubiläum. Mit einem 3-Gänge-Menü und der Theater-Komödie “Der Heiratsantrag” von Anton Tschechow.
Ganz früher, da war die Waldschule Pausin (www.waldschule-pausin.de) einmal eine Kartoffelscheune der LPG. Bärbel Eitner erinnert sich: “In der Scheune standen die Pferde, dahinter jede Menge Trabis.”
Mit viel Herz, Engagement und neuen Ideen machte die spätere Bürgermeisterin von Pausin aus der Scheune eine Waldschule – mit eigener Küche, einem großen Speisesaal, Übernachtungsmöglichkeiten und einem tollen Garten.
Die Waldschule Pausin ist in den letzten beiden Jahrzehnten immer wieder durch unruhige Zeiten geseegelt und dabei wie ein solider Viermaster an vielen Klippen vorbeigeschrammt, aber nie zerschellt. Bärbel Eitner: “Was hier bei uns schon gefeiert wurde! Wir haben nie Werbung gemacht, aber es hat sich herumgesprochen, das man bei uns gesellig sein kann. Auch viele Vereine treffen sich in der Waldschule.”
Die heutige Fachbereichsleiterin vom Standesamt Falkensee Angela Wikowski war bereits vor zwanzig Jahren im Dienst. Sie erinnert sich: “Im Jahr 2001 kam Bärbel Eitner zu mir. Sie hatte die Idee, Eheschließungen auch in Pausin anzubieten. Wir haben das Projekt zusammen angeschoben. Das hat alles gut funktioniert, sodass am 6. Oktober 2001 die erste Eheschließung stattfinden konnte. Offiziell handelt es sich bei der Waldschule tatsächlich um eine Außenstelle des Standesamtes Falkensee. Neben mir und Sabine Thiele nimmt inzwischen auch unsere neue Kollegin Katja Schreier Eheschließungen in Pausin vor. Über eintausend Paare konnten wir bereits vermählen.”
Vor der Standesbeamtin zerstritten hat sich bislang übrigens noch kein Paar. Bärbel Eitner: “Aber ansonsten haben wir schon alles gehabt. Es ist auch schon passiert, dass die Eheringe zu Hause vergessen wurden. Oder dass das Hochzeitskleid so eng war, dass die Braut ganz blass wurde. Wir hatten auch Hochzeiten, da haben verfeindete Familienteile jahrelang nicht miteinander gesprochen – und sich bei der Hochzeit spontan wieder vertragen.”
Das ist Bürgermeister Bodo Oehme zum Glück alles nicht passiert. Er hat seine Uta am 14. Juli 2011 vor Ort in der Waldschule geheiratet und verweist auf sein Hochzeitsfoto, das im großen Saal an der Wand hängt: “Wo hätte ich als Schönwalder denn auch sonst heiraten sollen?”
In der Tat hat Schönwalde-Glien kein eigenes Standesamt. Angela Wikowski: “Falkensee, Dallgow-Döberitz und eben Schönwalde-Glien bilden zusammen einen gemeinsamen Standesamtsbezirk. Immerhin können die Schönwalder durch unsere Außenstelle in Pausin im eigenen Ort heiraten.”
Die Waldschule Pausin hat auch etwas ganz Besonderes – einen Garten mit Bäumen und Rosenstöcken, die von den Hochzeitspaaren gepflanzt wurden. Und einen gepflasterten Weg, der durch den Garten führt – die “Hochzeitsstraße”. Hier können alle Paare, die es wünschen, am Tag ihrer Hochzeit eine vorbereitete Messingsplakette mit ihren Namen und dem Datum der Eheschließung auf den Steinen festschrauben lassen – als ewige Erinnerung an die vor Ort stattgefundene Hochzeit.
Bärbei Eitner: “Wir haben nur eine Bedingung: Die Plaketten bleiben auf den Steinen, egal, ob die Ehe einmal in die Brüche geht oder nicht. Inzwischen sind es bestimmt an die 600 Plaketten auf unserem Hochzeitsweg. Rührend fand ich die Geste eines Vaters, der mit seinen beiden kleinen Kindern bei uns war, um ihnen seine Plakette von der Hochzeit mit der Mutter zu zeigen. Wir hatten auch schon Paare, die haben ihre Plakette erst Jahre später in Auftrag gegeben. Das sind meist die Plaketten, die außen am Wegesrand zu finden sind.”
Auch eine tolle Einrichtung im Garten ist der alte Akazienbaum, der inzwischen Plaketten mit den Daten von Silbernen und Goldenen Hochzeiten trägt.
Bärbel Eitner: “Im mittleren Raum fing das damals mit den Feiern nach der Eheschließung an. Da passten 35 Leute rein. Im Winter sind wir in den kleineren Raum mit Kamin umgezogen, das waren unsere Kaminhochzeiten. Inzwischen wird meist im mittleren Raum getanzt, im Saal gefeiert und im kleinen Raum steht das Buffet. Wer möchte, kann auch gleich vor Ort übernachten. Inzwischen gehen wir vor allem im Sommer raus in unseren Pavillon, da passen bis zu hundert Gäste rein.”
Angela Wikowski: “Ich kann mich auch noch gut daran erinnern, dass die Waldschule Pausin in den ersten Jahren noch ein jährliches Treffen aller Hochzeitspaare des Jahres organisiert hat.”
Lange Jahre über hat Bärbei Eitner die Waldschule Pausin geleitet. Inzwischen arbeitet sie nur noch stundenweise im Haus, das der Gemeinde Schönwalde-Glien gehört und ganz modern als GmbH geführt wird. Eitners Tochter Simone Döhring hat die Geschäftsführung 2017 übernommen. Die Hochzeiten sind natürlich auch trotz des Wechsels in der Leitung geblieben.
Sehr zur Freude von Angela Wikowski: “Für mich sind alle Eheschließungen etwas Besonderes. Jedes Paar ist anders und jedes Paar bringt seine eigenen Besonderheiten mit. Jede Eheschließung ist einzigartig, ob das Paar allein kommt oder eine große Gesellschaft anwesend ist. Auch in der Coronazeit, wo die Einschränkungen spürbar waren, fanden tolle emotionale Eheschließungen in Pausin statt. Wir sind hier in Pausin ein Leuchtturm der Gemeinde – und das muss man erhalten.”
Wie feiert man ein 20-jähriges Jubiläum? Die Waldschule Pausin lud am 12. November zu einem 3-Gänge-Menü mit Hochzeitssuppe, Schlemmerfilet und Schwarzwälder Kirschtörtchen ein. Passend dazu spielte das Falkenseer Papilio Theater (www.papiliotheater.de) die Komödie „Der Heiratsantrag“ von Anton Tschechow – und das mitten zwischen den Gästen. Das Papilio Theater ist bekannt für seine Mitmachstücke. Und so wunderte es nicht, dass Bürgermeister Bodo Oehme zwangsverpflichtet wurde, den Vater der Braut zu spielen. Eine Rolle, der er bestens gerecht wurde. (Text:CS / Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 189 (12/2021).
Seitenabrufe seit 1.12.2021:
Kennen Sie schon unsere Gratis-App?
Apple – https://unserhavelland.de/appapple
Android – https://unserhavelland.de/appandroid
Anzeige